Diesmal beste Sichtbarkeit, falls wolkenfrei
Unter allen jährlich wiederkehrenden Meteorschauern nehmen die Geminiden, deren Fluchtpunkt im Sternbild Zwillinge (lateinisch Gemini) dicht neben den vergleichsweise hellen Sternen Castor und Pollux liegt, in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahmestellung ein. Zum einen verläuft ihr Aktivitätsanstieg vom 4. Dezember zum Maximum recht langsam, aber stetig – und das über mehrere Tage hinweg. Es kann dann bereits erfolgreich über Geminiden-Meteore Meteor-Scatter-Betrieb getätigt werden.
Zum anderen geht die Intensitätsabnahme nach dem Maximum am 14. 12. um 1900 UTC umso schneller vor sich. Schon am 17. 12. ist praktisch Schluss. Die Geminiden-Meteore sind besonders eindrucksvoll, weil sie viele helle, typischerweise gelb-weiß leuchtende Sternschnuppen aufweisen. Die hellsten dieser Leuchterscheinungen sind erst nach dem Maximum zu beobachten, während davor eher die optisch schwächeren Objekte dominieren. Diese gewisse Sortierung der Staubwolke nach Partikelgrößen wird übrigens auch bei anderen Meteoritenschauern beobachtet.
Eine weitere Ausnahme gegenüber den meisten anderen Meteoritenschauern ist die Herkunft der Geminiden: Als Ursache gilt nicht etwa ein aktiver Komet – also dessen Staubwolke. Seit 1983 geht man davon aus, dass der Asteroid Phaeton, ein nur etwa 6 km Durchmesser aufweisender Gesteinsbrocken, die Quelle des Schauers ist. Möglicherweise handelt es sich dabei um den Rest eines erloschenen Kometen, der langsam zerbröselt.
Für den Funkerfolg ist dies unerheblich: Im Schauermaximum erwartet man 2023 um die 150 Reflexionen pro Stunde! Mit durchschnittlich 35 km/s liegt die Geschwindigkeit der Steinchen im Vergleich zu den anderen Schauern jedoch eher im unteren Bereich. Sie verglühen wegen der deshalb geringeren Reibung in nicht ganz so großen Höhen. Entfernungsrekorde sind also nicht zu erzielen, doch die hohe Aktivität lässt das Meteor-Scattern über Distanzen bis zu 2000 km trotzdem sehr kurzweilig werden.
Auch Sporadic-E-Conds auf den oberen KW-Bändern sowie auf 6 m sind im Rahmen des Möglichen, weil das durch die Meteore verursachte erhöhte Auftreten von Metallionen in der Ionosphäre eine Voraussetzung für die Bildung von „Es-Wolken“ ist – siehe z. B. KH6/K6MIO in DUBUS Technik XV. Noch mehr gilt dies für die Anfang Januar wiederkehrenden Quatrantiden.
Einige Tage vor dem Schauermaximum fand am 9. und 10.12. der ARRL-10-m-Contest statt.
Die auf 28 MHz wegen der geringeren benötigten Ionisierung der E-Schicht relativ langen MS-Bursts könnten QSOs innerhalb Europas ermöglichen, die sich dann wie ES-Verbindungen anfühlen.
Die optische Beobachtung wird diesmal nicht durch den Mond gestört: Neumond ist am Tag zuvor – beste Bedingungen also! In den Abend- und Morgenstunden dürften die Sternschnuppen gut zu sehen sein – wenn die Bewölkung dies erlaubt.
DF2ZC, DL2RD
Quelle: Funkamateur.de