Die Vorhersagen für den 25. Zyklus waren vor einigen Jahren noch sehr unterschiedlich. In den vergangenen Monaten haben wir jedoch feststellen können, dass die Sonnenaktivität sehr viel schneller und intensiver ansteigt, als im Mittel vorhergesagt. Das Maximum könnte früher kommen oder wir haben wieder das Bild von zwei Maxima – so wie im vergangenen 24. Zyklus. Aktuell liegen die Vorhersagen bei etwa 200 Sonnenflecken.
Das ist sehr viel mehr als die 116 Sonnenflecken im 24. Zyklus, aber noch lange kein Spitzenwert. Den gab es 1958 mit 285 Sonnenflecken und 1778 und 1837 waren es auch mehr als jetzt – nur hatte damals kein Funkamateur etwas davon.
Worin liegt das Bemerkenswerte? Unsere Welt ist in sehr hohem Maße von empfindlicher Elektronik und von satellitengestützter Navigationstechnik abhängig. Sehr starke Sonnenstürme sind bei so hohen Sonnenfleckenzahlen viel wahrscheinlicher und es besteht darüber hinaus die Gefahr, dass einzelne Ereignisse besonders intensiv ausfallen.
Mögliche Auswirkungen: der Ausfall von Kommunikationssatelliten oder auch Satellitensystemen, die der Navigation dienen. Das ist insbesondere für die Luftfahrt nicht ungefährlich, da man immer weniger auf Funknavigation mit terrestrischen Baken setzt. Nicht nur die Flächennavigation, auch die Anflugverfahren sind immer häufiger satellitengestützt. Sonnenstürme können die Berechnung ungenauer machen und damit notwendige Standards unterlaufen. Satelliten könnten ausfallen.
Hinzu kommen Gefahren der Strahlungsdosis für das fliegende Personal bis hin zu den Passagieren im Falle eines besonders intensiven Sonnensturms speziell auf den transpolaren Routen. Flüge über die Polrouten oder je nach Strahlungsdosis auch Langstreckenflüge würde man generell in solchen Fällen umrouten oder aussetzen. Und es wird notwendigerweise auf alternative Navigationsverfahren zurückgegriffen. Die Menge des Verkehrs würde dadurch natürlich zeitweise deutlich eingeschränkt.
Dass unsere Internetkommunikation in jeder Weise betroffen wäre (Starlink usw.), liegt auf der Hand. Hinzu kommt, dass sich derartige Extremereignisse auch auf die Energieversorgung in den Netzen auswirken. So können Transformatoren im ungünstigsten Fall durch sehr hohe Ströme durchbrennen.
Man bringt jetzt häufig das Carrington-Event [Wikipedia] von 1859 als Beispiel – das war jedoch ein Extrem-Ereignis und ist vielleicht kein besonders realistisches Szenario. Damals wurden Polarlichter sehr weit südlich beobachtet und es gab negative Auswirkungen auf das Telegrafennetz. Aber es ereignete sich 1989 ein halb so starker Sonnensturm, der die Strom- und Fernwärmeversorgung in Kanada für Stunden lahmlegte.
Das Problem ist heutzutage eben: Wir verlassen uns zu viel auf sensible Elektronik. Die positiven Dinge der Sonnenaktivität – wie schöne Polarlichter und zu gewissen Zeiten auch hervorragende KW-Ausbreitungsbedingungen – treten dabei etwas in den Hintergrund.
Nüchtern betrachtet, müssen wir jetzt nicht in Panik verfallen.
Tnx Info DL2VFR
Red. FA/-rd
Quelle: Funkamateur.de