Der Twitter-Account von FM DX Brasil meldete Mitte November 2023 eine Bandöffnung auf 3 m zwischen Afrika (TU) und Brasilien (PT7). Laut diesem Bericht wurde das Signal des 8-kW-Senders von Radio Côte d`Ivoire (Frequenz 88,00 MHz, TX Abidjan/Plateau in der Elfenbeinküste) in Nova Russas (Bundesstaat Ceará) im Nordosten Brasiliens empfangen. Dabei legte das Signal eine Distanz von ca. 4210 km zurück. Als Empfangsequipment diente ein Airspy Mini SDR-Empfänger mit einer 3-Element-Yagi. Das Signal war am 14. 11. 2023 nach 2300 UTC zu hören.
Über den Ausbreitungsmodus herrscht noch Rätselraten. Die Stadt Nova Russas liegt (entlang des Ausbreitungspfads betrachtet) etwa 275 km vom Atlantischen Ozean entfernt. In seinem Blog vermutet John Desmond, EI7GL, dass es sich nicht um Tropo-Ducting handelte, da ein Gebiet mit Tiefdruckgebieten in Äquatornähe überbrückt wurde, auch spräche die große Entfernung dagegen. TEP (Trans-Equatorial Propagation) wird ebenfalls nicht in Betrachtung gezogen, da der Pfad fast parallel zum geomagnetischen Äquator (O-W) und nicht quer zum geomagnetischen Äquator (N-S) verlief. EI7GL stellt die Frage in den Raum, ob es Spread-F gewesen sein könnte. Es gibt in ganz Südamerika einige bemerkenswerte Empfangsberichte über UKW-Verbindungen mit extrem großen Distanzen (mehrere tausend Kilometer) und einige DXer führen diese auf Spread-F bzw. auf TEP zurück, je nach Ausbreitungspfad.
Die Tropo-DX-Prognosekarte von William Hepburn kann das Rätsel ebenfalls nicht lösen. Demnach verlief der Ausbreitungsweg am Nordrand einer riesigen Ductzone, die sich quer über den ganzen Südatlantik erstreckte. Gemäß der Prognose wären durchaus Funkverbindungen zwischen Südafrika und der Nordostspitze Brasiliens denkbar gewesen, in dem Fall hätten die Radiowellen aber Distanzen um 6500 km zurücklegen müssen. Im oben genannten Twitter-Beitrag von EI7GL ist übrigens ein Audiomitschnitt eingebettet.
Auch in der etwas weiter östlich gelegenen Stadt Sobral gelang der spektakuläre Empfang mit einem Kenwood-Receiver und einer 8-Element-Yagi (Triax). Hier betrug die Distanz ca. 4160 km. In Youtube findet man dazu ein Video. Im Radioprogramm lief zunächst afrikanische Musik, gefolgt von einem Wortbeitrag in französischer Sprache.
Matthias Hornsteiner, DG4MHM
Quelle: Funkamateur.de