Im Ukraine-Krieg werden Truppenbewegung per Funk abgehört, Sender und Funkdienste aktiv gestört und Amateurfunker beleidigen sich.
Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine beschäftigen sich offenbar auch zahlreiche Funkamateure mit der Kommunikationstechnik der Truppen und nutzen dies zum Sammeln von Informationen oder zum Stören der Übertragungen. Denn wie nun unter anderem die Shadowbreak-Gruppe auf Twitter mitteilt, kommunizieren die russischen Truppen offenbar größtenteils analog und unverschlüsselt.
Unterstützt wird diese These von Veröffentlichungen des ukrainischen Militärs, die sich wiederum auf Aussagen von Kriegsgefangenen sowie erbeuteten Geräten berufen. Demnach werden oft zivile Funkgeräte oder noch einfachere Geräte im Stil von Walkie-Talkies verwendet, ebenso wie Mobiltelefone.
Unabhängig überprüfen lassen sich solche Aussagen zwar nicht, es gibt jedoch zahlreiche Indizien, die darauf hinweisen. So berichtete die RTL-SDR-Community etwa bereits am Donnerstag, also am Beginn des Einmarschs in die Ukraine, dass die Kommunikation der Luftwaffe im Kurzwellen-Bereich mitgehört werden könne.
Dabei ist auf sogenannte Web-SDR verwiesen worden, bei der es sich um eine per Software steuerbare Signalverarbeitung (Software Defined Radio, SDR) handelt, deren empfangene Daten ins Web gestreamt werden. Auf derartige Informationen bezieht sich auch das Shadowbreak-Team, das über Web-SDR und weitere Funkanlagen entsprechende Details sammelt und nun auch online über IPFS zur Verfügung stellt. Diese sollen Rufzeichen zeigen sowie taktische Gespräche und weiteres.
Die Kommunikation über handelsübliche zivile Funkgeräte kann dabei nicht nur mitgehört, sondern auch vergleichsweise leicht aktiv gestört werden, was in der Ukraine wohl offenbar ebenfalls passiert. Dazu reicht es, etwa in Handfunkgeräten das Mikrofon zu manipulieren und den Sendeknopf festzustellen, wie eine Funkamateurin auf Twitter beschreibt. Dadurch wird auf der Frequenz dauerhaftes Rauschen gesendet und ist dann blockiert.
Hinzu kommen weitere Möglichkeiten bis hin zu größeren aktiven Störsendern, die sich durch Funkamateure wie auch Militärs wohl schnell umsetzen lassen. Damit lassen sich dann selbst digitale Übertragungen stören, wenn stark genug gesendet wird.
Von besonderem Interesse ist dabei wohl derzeit eine russische Sendestation, die als The Buzzer oder auch UVB-76 bekannt ist. Details zur Verwendung der Anlage sind nicht offiziell bekannt, eine militärische Nutzung wird jedoch vermutet. Normalerweise sendet die Anlage einen dauerhaften, sich wiederholenden Brummton. Hinzu kommen Nachrichten in russischer Sprache.
Es wird vermutet, dass der Buzzer wie zahlreiche ähnliche Anlagen als Channel Marker dient, um die Frequenz als belegt anzuzeigen, damit sie nicht überlagert oder gestört wird. Im Fall der Übertragung einer Sprachnachricht wäre die Frequenz dann frei. Die Nachrichten lassen sich üblicherweise mithören, sind aber kodiert.
Diese Frequenzen der großen Sendeanlage werden nun offenbar auch aktiv in der Ukraine gestört. Wie RTL-SDR berichtet, werden auf den entsprechenden Frequenzen inzwischen statt der üblichen Nachrichten Musikstücke gespielt. Ebenso werden auf der Frequenz offenbar Übertragungen ausgespielt, die auf Wasserfalldiagrammen lesbare Nachrichten erzeugen, hinzu kommen zahlreiche weitere Störungen.